Hoch über dem Ort Gossensass thront die eindrucksvolle Burgruine Strassberg – ein Ort voller Geschichte, Geheimnisse und grandioser Ausblicke. Einst diente sie als bedeutender strategischer Posten zur Kontrolle der Brennerpass-Route und erzählt heute stumm von Jahrhunderten des Wandels, Krieges und Überlebens.

Die Burg wurde im 13. Jahrhundert, vermutlich zwischen 1263 und 1280, von Ministerialen der Grafen von Tirol errichtet und 1280 erstmals urkundlich erwähnt. Unter dem Namen Strazperch bekannt, entwickelte sich die Anlage rasch zu einem regionalen Machtzentrum. Sie kontrollierte nicht nur den regen Verkehr über den Brenner, sondern war zeitweise auch Sitz einer Zollstation und eines Gerichts.

Ihre strategische Bedeutung machte sie allerdings auch zum Ziel: Im Schwabenkrieg 1499 wurde sie schwer beschädigt. Später verlor sie ihre Funktion, verfiel zunehmend und wurde schließlich in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts teilweise von den Faschisten untertunnelt – als Teil des sogenannten Alpenwalls, einer militärischen Verteidigungslinie gegen Deutschland.

Heute zeigt sich die Ruine als romantisch verwitterter Ort: Der mächtige Bergfried, Teile der Ringmauer und der Torturm sind noch erhalten und bieten einen faszinierenden Einblick in die mittelalterliche Bauweise. Besonders eindrucksvoll ist die Lage: Auf einem Felssporn gelegen, bietet sich ein freier Blick über das Tal und die umgebenden Berge – ein stiller Beweis für die durchdachte Wahl des Standorts.

Ein gemütlicher Wanderweg führt in rund einer Stunde vom Ortszentrum Gossensass zur Ruine. Der Weg verläuft durch Waldstücke und vorbei an alten Mühlen – ein familienfreundlicher Ausflug, der sich besonders in den frühen Morgenstunden oder zur goldenen Abendstimmung lohnt. Wer mag, kann die Tour über das Dörfchen Ried ausdehnen oder Richtung Sterzing weiterwandern.

Doch nicht nur Steine und Aussicht prägen Strassberg. Die Ruine ist auch Heimat von Sagen und Legenden: So erzählt man sich von einem Schatz, der in der Burg verborgen liegt, von nächtlichen Erscheinungen und Lichtgestalten, die die alten Mauern durchschreiten – ein Hauch von Mystik, der jeden Besuch begleitet.

Die Burgruine Strassberg ist heute in Privatbesitz, doch Besucher sind eingeladen, sie von außen zu bestaunen – mit Respekt für Natur, Geschichte und Eigentum. Wer sich auf den Weg macht, wird mit Stille, Weitblick und einem Gefühl für vergangene Zeiten belohnt.